Da ich die Zugtickets nach Berlin bereits gebucht hatte, fuhren mein Vater, meine Freundin und ich trotzdem in die Stadt. Gemeinsam saßen wir in der Wohnung von Freunden gemütlich auf der Couch und haben die Preisverleihung auf dem Laptop verfolgt. Die Freude über den Sonderpreis war riesig. Besonders auch bei meinem Vater. Meine Ausbildung habe ich in seiner Schreinerei absolviert. Er war über all die Jahre immer
an meiner Seite.
Sie haben Ihre Ausbildung im Familienbetrieb gemacht. Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft?
Zurzeit studiere ich Philosophie und Sprachwissenschaften. Aber ich kann mir gut vorstellen, danach noch den Meister zu machen und später die Schreinerei meines Vaters zu übernehmen. Jetzt gönne ich mir erst mal eine Auszeit – möchte auch noch etwas anderes sehen. Sonst werfe ich mir irgendwann vor, es nicht getan zu haben.
Wieso haben Sie sich für einen Schreibtisch entschieden?
Ich wusste, dass ich nach meiner Ausbildung mit dem Studium beginne und jeden Tag acht Stunden an einem Schreibtisch sitzen werde. Zudem wollte ich etwas schaffen, das lange hält und ich überallhin mitnehmen kann. Ein Schreibtisch passt in jede Wohnung.
Die grobe Idee hatte ich von Anfang an, aber die einzelnen Details und Formen ergaben sich erst nach und nach. Sie entstanden Schritt für Schritt – ich musste Dinge ausprobieren und mich dem Endresultat langsam annähern. Was passt? Was nicht? Was möchte ich noch anders haben?
Was hat Sie bei der Farbgebung inspiriert?
Der Schreibtisch soll eine ruhige Atmosphäre schaffen und nicht von der Tätigkeit ablenken. Darum sind die Farben eher unauffällig und zurückhaltend. Aber auch hier habe ich zuerst viel ausprobiert. Gemeinsam mit meiner Freundin schaute ich einen ganzen Tag in der Werkstatt, wie die Farbtöne bei unterschiedlichen
Lichtverhältnissen wirken. Wir haben viel experimentiert, bis ich zufrieden war.
Welche Situation im Prozess war für Sie am schwierigsten?
In der Planung irgendwann zu sagen: Jetzt ist der Schreibtisch so, wie ich ihn bauen will. Einfach mal einen Schlussstrich ziehen und sich nicht dauernd wieder fragen, ob das wirklich gut ist so. Das war bei so einem Herzensprojekt und wichtigen Stück wirklich schwierig.
Was haben Sie in den vergangenen Monaten gelernt?
Dass es kein Richtig oder Falsch gibt. Man kann wirklich alles realisieren, wenn man sich tief genug reinfuchst. Wenn ich meinen Vater um Rat fragte, meinte er immer: «Probier es aus. Guck, wie es funktionieren könnte.» Diese Haltung hat mich geprägt und ist eine schöne Erkenntnis, die ich mitnehme.
Welchen Tipp geben Sie anderen Auszubildenden für ihr Gesellenstück?
So ein Gesellenstück kostet für junge Menschen ziemlich viel – darüber denkt man vielleicht zuerst gar nicht nach. Viele haben tolle Ideen, können diese aber nachher aus Kostengründen nicht so wie ursprünglich angedacht realisieren. Darum mein Tipp: Traut euch und sprecht mit Unternehmen, ob sie euch
entgegenkommen. Wenn ich an Produkten interessiert war, nahm ich mit den Unternehmen Kontakt auf und erwähnte, dass ich sie für ein Gesellenstück verwende. Das hat gut funktioniert. Viele kamen mir bei den Kosten entgegen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Ruhig, klar, durchdacht – diese Eigenschaften passen zum Gesellenstück ebenso wie zum Gesellen. Wir wünschen Philipp Braunschweig, dass er auf seinem beruflichen Weg weiterhin Dinge ausprobiert und Schritt für Schritt herausfindet, was für ihn passt und was nicht – egal ob an der Schreinerbank oder am Schreibtisch. Alles Gute!
‚Beschlag‘ erhält Philipp Braunschweig für den selbst
konstruierten, individuellen Beschlag seines Schreibtisches. Er ist
ein elementarer Bestandteil des Gesellenstücks und konzentriert
den Blick des Betrachters auf den funktionalen Teil des Möbels.»
Philipp Braunschweig: «Knapp ein Jahr vor der Prüfung begann ich mit der Planung meines Gesellenstücks. Ich beschloss, einen Schreibtisch zu bauen, der als echter Alltagsbegleiter verschiedensten Bedürfnissen gerecht wird. Eine Push-to-Open-Klappe, ein Fach sowie ein Schubkasten sind so eingefügt, dass von der Mechanik dahinter nichts zu erkennen ist. Besonders wichtig war mir, ein optisch stimmiges Möbelstück zu gestalten, das absolut zeitlos ist.»
Material: Rüster, MDF, Linoleum
Die Gute Form
Bereits seit zehn Jahren verleiht OPO Oeschger im Rahmen der «Guten Form» den mit 500 Euro dotierten ”Sonderpreis Beschlag” für den besonders kreativen und überraschenden Einsatz von Beschlagsmaterial.
Eine besondere Motivation für junge Berufsleute, sich intensiv mit Design und handwerklicher Kompetenz auseinanderzusetzen. Der Sonderpreis Beschlag wird durch die unabhängige Fachjury ermittelt, welche auch die Bundessieger kürt. Dabei spielt es keine Rolle, ob handelsübliche, veränderte oder gar selbst entwickelte Beschläge zum Einsatz kommen.
Azubis aufgepasst – Gutschrift einlösen!
Alle Auszubildenden des Abschlussjahrgangs im Tischler und Schreinerhandwerk erhalten bei Bestellung von Beschlagsmaterial für ihr Gesellenstück von OPO Oeschger eine Gutschrift über 20 Euro – und kommen dazu in den Genuss kostenfreier Lieferung.