So traditionell sein Beruf und so klassisch seine Kleidung mit Fliege sind, umso außergewöhnlicher und moderner kommt sein Gesellenstück daher. Mit einem handwerklich ausgeklügelten Aufbewahrungsmöbel für Fliegen und Männeraccessoires überraschte der niedersächsische Tischler Maximilian Brüggemann beim Gestaltungswettbewerb «Die Gute Form». Er gewann nicht nur den von OPO Oeschger gestifteten Sonderpreis Beschlag, sondern begeisterte auch als Publikumsliebling.
Herr Brüggemann, bei der virtuellen Preisverleihung erhielten Sie zuerst den Publikumspreis und gewannen anschließend auch den Sonderpreis Beschlag. Wie haben Sie diesen Moment zu Hause vor dem Bildschirm erlebt?
Im Online-Voting für den Publikumspreis lag ich beim letzten Zwischenstand an erster Stelle, darum hab ich natürlich sehr auf den Gewinn gehofft. Nachdem ich dann tatsächlich als Sieger verkündet wurde, rief mich ein Arbeitskollege zum Gratulieren an. Und während ich mit ihm am Telefon plauderte, hörte ich plötzlich auf dem anderen Ohr nochmals meinen Namen. «Wart mal kurz», sagte ich zu ihm, und total überrascht merkte ich, dass ich den Sonderpreis erhalte. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet.
Ihr Gesellenstück «Gentlemans Butler» dient als Aufbewahrungsmöbel für Ihre Fliegen. Wie kamen Sie zu dieser besonderen Vorliebe?
Angefangen hat alles mit dem Abschlussball auf der Realschule und damit, dass mir Krawatten einfach zu sehr rumbaumeln beim Tanzen. Darum entschied ich mich für eine Fliege und fand das irgendwie ganz cool. Kurz darauf kaufte ich mir für die Geburtstagsfeier meines Opas eine weitere. Und so haben sich die Fliegen nach und nach angesammelt, sogar welche aus Holz sind dabei. Mittlerweile mache ich sogar selber welche.
Wie entstand die Idee für Ihren «Gentlemans Butler»?
Bereits im 1. Lehrjahr hab ich auf Instagram bei einem amerikanischen Woodworker einen unvergleichlichen Rollladen aus Wurzelfurnier entdeckt und war fasziniert davon. Für mich war sofort klar: So ein Rollladen gehört mal zu meinem Gesellenstück. Und als es gegen Ende der Ausbildung konkreter wurde, ich an einem gemütlichen Sonntag eine Jogginghose aus dem Schrank holte und dabei meine ganzen Fliegen – die irgendwo chaotisch dazwischenlagen – herauspurzelten, entstand die Idee ganz spontan.
Wieso haben Sie sich bei den Materialien unter anderem für Nussbaum, HPL und Messing entschieden?
Die Kombination der Materialien ergab sich aus meiner Ausbildung im Treppenbau. Dort wird oft eine Kombination aus Eiche und anthrazitfarbenem HPL verwendet. Das gefiel mir schon immer gut. Aber Nussbaum fand ich einen Tick edler und daher passender für die eleganten Fliegen. Das Messing an den Griffen der Schubkästen entstand erst während des Baus. Irgendwas fehlte noch. Nach langem Suchen wurde ich dann bei der fünften Metallfirma endlich fündig.
Welche Situation im Herstellungsprozess war am herausforderndsten?
Die Unsicherheit gegen Ende, wenn alles zusammenkommt und einfach passen muss. Da hab ich ganz schön gebibbert, aber ich hatte Glück und alles passte auf Anhieb. Puh, Glück gehabt!
Welchen Tipp geben Sie anderen Auszubildenden für Ihr Gesellenstück?
Macht etwas, worauf ihr wirklich Bock habt, und lasst euch nicht von Vorgesetzten beeinflussen. Jetzt könnt ihr mal machen, was ihr wollt, und eure Kreativität ausleben. Auch wenn es vielleicht etwas kompliziert wird und andere euch raten, was Leichteres zu bauen. Für mich war es die härteste Zeit in meinem Leben und ja, manchmal bin ich auch fast verzweifelt. Aber ich würde es wieder genau so machen.
Die zwei Auszeichnungen motivieren Maximilian Brüggemann, weiterhin mit so viel Engagement seinen beruflichen Weg zu verfolgen. Zurzeit bildet er sich zum Gestalter im Handwerk weiter und bereitet sich auf die Tischlermeister-Prüfung vor. Anschliessend möchte er mit dem Designer-Lehrgang weiterfahren, um sich irgendwann mal selbstständig zu machen, eigene Ideen umzusetzen und für Privatkunden kreative Lösungen zu entwerfen und zu bauen. Wir wünschen Maximilian Brüggemann weiterhin viel Freude und Begeisterung an seiner Arbeit.
Begründung der Jury: «Zwischen den gestreckten, halbkreisförmig abgerundeten Seiten des schlanken Stauraummöbels erweitert ein zweiteiliger Rollladen die furnierte Rückwand zum Endlosband. Die auf einem Textilrücken fixierten Lamellen mit einer Mittellage aus HPL bilden ein durchgehendes Furnierbild. Eingelassene Magnete definieren verschiedene Öffnungspositionen – eine ausgeklügelte handwerkliche Lösung mit dem Komfort eines mechanischen Beschlags.»
Maximilian Brüggemann: «Mein Gesellenstück sollte meine Persönlichkeit widerspiegeln und mir ein Leben lang Freude bereiten. So kam ich auf die Idee, ein Aufbewahrungsmöbel für meine Fliegen und sonstigen Herrenaccessoires zu bauen. Ein technisches Highlight ist der selbst gefertigte Rollladen aus Lamellen sowie die Schubkästen, die auf einer um 45 Grad gedrehten Vierkantleiste laufen. Der Stahlfuß lässt den Butler leicht wirken, trotzdem steht das Möbel stabil.»
Material: Nussbaum, Birke, Multiplex, HPL, Messing, Stahl, Glas, Köperstoff
Fotoquellen: Tischler Nord / Andrea Janssen
Die Gute Form
Bereits seit zehn Jahren verleiht OPO Oeschger im Rahmen der «Guten Form» den mit 500 Euro dotierten ”Sonderpreis Beschlag” für den besonders kreativen und überraschenden Einsatz von Beschlagsmaterial.
Eine besondere Motivation für junge Berufsleute, sich intensiv mit Design und handwerklicher Kompetenz auseinanderzusetzen. Der Sonderpreis Beschlag wird durch die unabhängige Fachjury ermittelt, welche auch die Bundessieger kürt. Dabei spielt es keine Rolle, ob handelsübliche, veränderte oder gar selbst entwickelte Beschläge zum Einsatz kommen.
Azubis aufgepasst– Gutschrift einlösen!
Alle Auszubildenden des Abschlussjahrgangs im Tischler- und Schreinerhandwerk erhalten bei Bestellung von Beschlagsmaterial für ihr Gesellenstück von OPO Oeschger eine Gutschrift über 20 Euro – und kommen dazu in den Genuss kostenfreier Lieferung.
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