Das Gesellenstück „Abraham-Esstisch“ wurde an der LIGNA gleich doppelt ausgezeichnet. Nebst dem dritten Platz im Bundesentscheid der „Guten Form“ erhielt Phil Imhausen auch den Sonderpreis Beschlag zugesprochen. OPO Oeschger wollte als Stifter des Sonderpreises ein bisschen mehr über den Gesellen und sein Siegerstück erfahren:
Ihr Esstisch ist ein sehr persönliches Stück. Wie ist diese Idee zustande gekommen?
Es fing mit einer vom Sturm entwurzelten Kirsche aus unserem Dorf an. Ich ließ sie im Sägewerk aufschneiden und stapelte sie zum Trocknen auf. Seit diesem Zeitpunkt war mir klar, dass ich mein Gesellenstück aus diesem Baum bauen wollte.
Da es aus ergonomischer Sicht gesünder ist auf dem Boden zu Sitzen und meine Frau und ich diese Essenskultur schon länger praktizieren, wählte ich einen Esstisch nach japanischem Vorbild in niedriger Bauweise. Um die natürliche Schönheit des Holzes zu wahren, habe ich zwei lediglich handgehobelte Bohlen als Tischplatte genommen.
Als filigranen Kontrast zu dem wuchtigen Tisch entwickelte ich einen schlichten Schubkasten, besser gesagt Drehkasten, mit einer neuartigen Aufhängung.
Diese neuartige Beschlags-Lösung hat Ihnen den Sonderpreis eingebracht. Können Sie mehr darüber verraten?
Da ich als Tischplatte zwei luftgetrocknete, nicht verleimte Bohlen gewählt habe, konnte ich nur einen Beschlag wählen, der das zu erwartende Arbeiten des Holzes zulässt und trotzdem einwandfrei funktioniert. Aufhängung und Verriegelung liegen in der gleichen Achse, weil das achsiale Arbeiten des Holzes nahe null liegt. Einen Drehbeschlag habe ich gewählt, um nur einen Aufhängepunkt an der Tischplatte zu haben und das Holz arbeiten lassen zu können, ohne die Funktion des Beschlags zu behindern.
Für einen großen Bedienungskomfort wird der Drehkasten per Knopfdruck von einer Escheblattfeder herausgedrückt und an einem Magnetanschlag gehalten. Die Drehaufhängung ist eine recycelte Fahrradnabe, Auslöser und Anschläge sind aus Holz.
Als gestalterisches Extra sind Auslöser und Drehpunkt in Ebenholz auf der Tischplatte visualisiert.
Was bedeutet der Erfolg am Wettbewerb „Die Gute Form“ für Sie?
Die Ehrung ermutigt mich an nachhaltiger und außergewöhnlicher Tischlerkunst festzuhalten und immer neue ungewöhnliche Dinge zu wagen. Es bestärkt mich auch darin,  mich eventuell in entfernterer Zukunft mit meiner Idee selbstständig zu machen.
In der Rückschau, wie würden Sie die Qualität Ihrer Ausbildung im Gewerk beschreiben?
In meiner Ausbildung wurde viel Wert auf qualitativ hochwertiges, fachlich richtiges und eigenständiges Arbeiten gelegt. Das alles spiegelt sich in meinem Gesellenstück wieder.
Welcher Stellenwert kommt dabei dem Ausbildungsbetrieb zu?
Der Ausbildungsbetrieb hat den Grundstein zu dieser Arbeitsweise gelegt, ich habe es verinnerlicht und mit meinen eigenen Ideen und Ãœberzeugungen verfeinert.
Welchen Rat würden Sie jungen Menschen geben, die sich für eine Ausbildung zum Tischler interessieren?
Sie sollten sich einen Betrieb aussuchen, der ihnen zusagt. Sie sollten Interesse am Beruf haben und sich auch neben Berufsschule und Betrieb damit beschäftigen, Gelerntes hinterfragen, die Werkstoffe verstehen und das Verstandene beim Arbeiten berücksichtigen.
Wie sehen Ihre Pläne für die nähere berufliche Zukunft aus?
In der näheren Zukunft werde ich erst noch Berufserfahrung sammeln. In ein paar Jahren werde ich vielleicht den Tischlermeister machen und meine eigenen Ideen an den Mann bringen.