Elegant, minimalistisch, skandinavisch, grün – so präsentiert sich das Sideboard «Nova», das der Schreiner Paul Hellberg als Gesellenstück angefertigt hat. Dass ihm dabei etwas Besonderes gelungen ist, beweist nicht zuletzt die Auszeichnung beim Gestaltungs-Wettbewerb «Die gute Form». Die Jury verlieh dem Möbel den Sonderpreis «Beschlag» von OPO Oeschger. 

Paul Hellberg, mit Ihrem Sideboard haben Sie die Jury überzeugt. Was hat der Gewinn des Sonderpreises «Beschlag» bei Ihnen ausgelöst? 

Ich habe mich sehr darüber gefreut. Es ist eine schöne Sache, von der Jury ausgewählt zu werden. 

Haben Sie mit dem Gewinn gerechnet? 

Natürlich habe ich darauf gehofft. Im Vorfeld habe ich mir die anderen Möbel angeschaut. Da waren viele schöne Stücke dabei, und in Bezug auf den Beschlag sind sicherlich einige davon in die engere Auswahl gekommen. Umso erfreulicher, dass es geklappt hat mit dem Beschlagspreis.  

Wann und wie entstand die Idee für Ihr Möbel? 

Bei einem Klassenausflug mit der Schule haben wir unter anderem einen Showroom besucht. Dort wurden diverse Beschläge vorgestellt – darunter auch ein flächenbündiger Schiebetürenbeschlag. Dieser war zwar unvollständig und nicht funktionstüchtig, aber die Idee gefiel mir gut. Darum habe ich mir überlegt, wie ich selbst einen solchen Beschlag entwickeln und in mein Gesellenstück integrieren könnte. 

Wie sind Sie diesbezüglich vorgegangen? 

Zunächst habe ich mir verschiedene Möglichkeiten überlegt, wie sich eine flächenbündige Front umsetzen ließe. Wichtig war, dass sich die Türen leicht öffnen lassen. Dann habe ich angefangen, verschiedene Probestücke anzufertigen und mich so – buchstäblich Stück für Stück – an die fertige Lösung herangetastet.  

Gab es dabei spezielle Herausforderungen, die Sie bewältigen mussten?

Eine zentrale Herausforderung war neben dem Fugenmaß sicherlich der Öffnungsmechanismus. Die Türen sollten sich mit einer Hand bedienen lassen und mussten hintereinander geführt werden, ohne mit anderen Türen zu kollidieren. Vieles hat nicht funktioniert, dann habe ich die Ideen verworfen und neue Wege gesucht, habe angepasst und optimiert.

Das Ganze war ein langer und intensiver Prozess. Ich habe ein halbes Jahr vorher begonnen und jeweils nach der Arbeitszeit an meinem Projekt gearbeitet. Es war nicht immer einfach, unvermindert dranzubleiben an der Idee und die Begeisterung auch bei wiederholter Fertigung von Probestücken hochzuhalten. Aber es hat sich gelohnt. Und die Anerkennung, die ich jetzt erfahre, tut sehr gut. 

Das Sideboard besticht durch seine schlichten Formen und den skandinavischen Stil. Sind Sie generell ein Fan von nordischem Design? 

Ja, auf jeden Fall. Auch in meinem Ausbildungsbetrieb werden viele schlichte Möbel hergestellt. Die subtilen und zurückhaltenden Formen begeistern mich, weil sie eine gewisse Ruhe ausstrahlen, die sich auf die Raumwirkung überträgt. 

Die Fronten sind aus grünem Linoleum gefertigt. Warum haben Sie sich für dieses Material und die außergewöhnliche Farbe entschieden? 

Das warme Grün erzeugt einen schönen Kontrast zur hellen Esche. Auch hier war mir wichtig, dass das Möbel keine zu kräftige Wirkung im Raum entfaltet, sondern angenehm zurückhaltend und schlicht bleibt. Außerdem gefällt mir die Haptik von Linoleum sehr gut. 

Der Korpus des Sideboards besteht aus Esche. Wie gut ist dieses Holz für derartige Projekte geeignet? 

Die Esche ist ein härteres Holz, das ist nie schlecht für die Fertigung von Möbeln. Auch ist das Eschenholz ein dankbares Material, das vieles verzeiht, was gerade bei den filigranen Führungen der Schiebetüren ein wichtiger Aspekt war. Zu Beginn kam auch noch Weißtanne in Frage. Weil diese aber beim Fräsen schneller einreißen kann, habe ich mich für Esche entschieden.  

Haben Sie in Ihrem Ausbildungsbetrieb, der Schreinerei Bühler Holz und Handwerk, bereits ähnliche Projekte umsetzen können?  

Ein Möbel mit flächenbündigen Schiebetüren habe ich bisher noch nicht umgesetzt, das Sideboard «Nova» ist derzeit ein Unikat. 

Soll es ein Unikat bleiben, oder möchten sie es gerne weiterverbreiten? 

Ich überlege, wie sich die flächenbündigen Schiebetüren einfacher gestalten und verbauen lassen. Es gibt bereits Anbieter, die das System gerne in ihre Möbel einbauen möchten. Auch auf der Designmesse Blickfang, auf der ich das Sideboard präsentiert habe, erhielt ich viele positive Rückmeldungen. Das hat mich ermutigt, das Möbel weiterzuentwickeln und zu versuchen, es in eine einfachere Fertigung zu integrieren. 

Wie sehen Ihre Pläne für die berufliche Zukunft aus? 

Ich habe kürzlich einen Meisterstellenplatz erhalten und beginne im September die Meisterschule. Womöglich mache ich dann auch noch den Techniker. 

War es schon immer Ihre Absicht, Schreiner zu werden? 

Zunächst war das Schreinern lediglich als Grundlage gedacht, nach dem Abitur und vor dem Studium. Ich wollte etwas Handwerkliches machen, gerne mit Holz. Da bin ich von meinem Elternhaus geprägt – mein Vater hat lange Zeit als Zimmermann gearbeitet und dadurch meine Begeisterung für den Werkstoff Holz entfacht. Der Schreiner hat sich darum abgezeichnet. Aber eben, eigentlich wollte ich ja studieren. Doch das Schreinerhandwerk macht mir noch mehr Spaß, als ich mir vorgestellt habe – und jetzt mache ich sogar meinen Meister 

Welche Tipps geben Sie anderen Auszubildenden für ihr Gesellenstück auf den Weg? 

Sie sollen auf jeden Fall mit Begeisterung und Motivation an die Sache herangehen. Wertvoll ist es auch, andere Leute nach ihrer Meinung zu fragen. Der Chef oder die Kollegen haben oftmals gute Ideen, was man anders machen könnte. 

Besonders wichtig ist es, dranzubleiben und nicht aufzugeben, wenn etwas nicht funktioniert oder nicht so läuft, wie man es sich wünscht. Und unbedingt Probestücke machen! Meistens reicht es nicht, nur im Kopf zu planen. Darum: immer Probestücke machen und ausprobieren. Es lohnt sich. 

Begründung der Jury 

«Der Betrachter des niedrigen Sideboards wird von dem liegenden, quaderförmigen Volumen auf ausgestellten Beinen und den farblich schön abgesetzten Türen in den Bann gezogen. Die niedrigen und zugleich breiten Türformate sind konsequent als Schiebetüren ausgeführt, die durch die raffinierte Nutführung ohne Industriebeschläge auskommen und, eingerahmt von der profilierten Korpuskante, eine flächenbündige Front bilden. So ist mit sparsamen Mitteln ein spannendes Möbel entstanden 

 

Paul Hellberg 

«Das Sideboard besticht durch seinen minimalistischen, skandinavischen Stil und wirkt durch die grünen Linoleumfronten zeitlos, ruhig und elegant. Die flächenbündigen Schiebetüren sind das Highlight. Der einzigartige, selbst entwickelte Beschlag sorgt für eine überraschend leichte Führung beim Öffnen des Möbels. Im Inneren befinden sich drei offene Fächer, die beispielsweise Platz für Ordner und Ablagesysteme bieten. Ein Fach ist mit einer Schublade ausgestattet, die mit einem Magnetschloss von der Korpusunterseite aus verriegelt werden kann 

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