In der Serie “Menschen&Macher“ äussern Fachleute aus Deutschland und der Schweiz  ihre ganz persönliche Sichtweise auf das Tischler- und Schreinergewerbe.

Portrait Benedikt Becherer

Benedikt Becherer ist Geschäftsleitungsmitglied der Becherer Möbelwerkstätten und Innenausbau GmbH mit Sitz in Elzach, Baden-Württemberg.

 

„Der Schreiner von heute ist immer mehr auch ein Dienstleister“

 

Benedikt Becherer, wie laufen die Geschäfte im Innenausbau?

Wir können uns nicht beklagen. Unser Leistungsspektrum steht auf mehreren Säulen: Zum einen ist da der Privatbereich, den wir mit individuellen Einrichtungen bedienen. Unser Fokus liegt aber verstärkt auf dem Möbel- und Innenausbau im Objektbereich, wo wir auch als Zulieferbetrieb für namhafte Büromöbelhersteller tätig sind. Alles in allem macht es die gesunde Mischung, die es einem Betrieb wie unserem ermöglicht, flexibel auf die Bewegungen am Markt zu reagieren.

Spielt es diesbezüglich eine Rolle, dass Sie ein Familienbetrieb sind?

Natürlich, man muss sein Netzwerk zu Kunden oder Architekten intensiv pflegen. Das ist das A und O in unserem Geschäft. Als genauso wichtig stufe ich aber auch den Umstand ein, dass wir regional verankert sind. Unser Engagement in der Region ist für viele Unternehmerinnen und Unternehmer ein nicht zu unterschätzendes Entscheidungskriterium zugunsten unserer Leistungen und Produkte. Der Preis ist das eine, der Bezug zum Hersteller, zu den Produkten und die Garantie, qualitativ einwandfreie Ware zu erhalten, das andere. Zudem wollen immer mehr Kunden alles aus ein und derselben Hand beziehen.

Wie meinen Sie das?

Der Schreiner von heute ist immer mehr auch ein Dienstleister. Wir bieten Gesamtlösungen an, die beginnen bei der Planung und reichen bis zur Montage und darüber hinaus. Früher, da war es doch so: Der Schreiner hatte sein klar definiertes Tätigkeitsfeld, der Elektriker, der Sanitär auch. Heute geht das immer mehr ineinander über. Sie können heute als Schreiner nicht mehr einfach einen Arbeitsplatz ausliefern ohne nicht auch an eine intelligente Verkabelung zu denken. Wer am Markt bestehen will, der sollte sich beispielsweise auch mit Fragen der Beleuchtung, der Akustik und der Farbgebung beschäftigen.

Aspekte des so genannten „Life Styles“ könnte man sagen.

Wohl eher die Tatsache, dass der Kunde einen Ansprechpartner wünscht, der ihm ein Gesamtkonzept anbieten kann. Diese gewerkübergreifende Betreuung vom Konzept bis zur Realisierung ist ein Trend, den wir für uns aufgenommen haben. Eine positive Entwicklung ist zudem, dass Unternehmen und Architekten bei der Gestaltung von Gebäuden darauf Wert legen, dass diese auch zu den Leistungen und den Menschen im Unternehmen passt. Somit hat der individuelle Innenausbau sicher auch etwas mit „Life-Style“ zu tun.

Sie sind also immer stärker gefordert. Was ist dem Kunden ansonsten noch wichtig?

Nebst dem Gesamtpaket und der Individualität? Alles muss schneller und schneller gehen! Das ist zum einen natürlich tagtäglich eine grosse Herausforderung, zum anderen aber auch eine Chance, die wir als kleines Unternehmen im Wettstreit mit der industriellen Konkurrenz nutzen können: Wir sind flexibler, wir sind individueller, wir sind schneller als manches grosse Unternehmen. Diesbezüglich sind wir natürlich darauf angewiesen, dass auch unsere Zulieferer schnell und zuverlässig agieren.

Wie erwähnt, Sie sind ein Familienbetrieb. Welches sind die typischen Hürden, die sich einem Unternehmen wie dem Ihren täglich in den Weg stellen?

Im Alltag sind es die üblichen Rahmenbedingungen mit denen alle Unternehmen zu kämpfen haben. Sicherlich ist das Thema Nachfolgeregelung ein Punkt,welcher uns aktuell sehr beschäftigt. Über den Preis und neue Vorschriften oder Richtlinien kann man natürlich grundsätzlich klagen – oder man versucht, ein Unternehmen den Herausforderungen anzupassen.

Insbesondere, wenn man wie Sie als Familienunternehmen über flache Strukturen verfügt.

Genau. Wir sind vier Becherer an der Spitze der Firma. Jeder hat seine Zuständigkeiten, jeder seine Stärken. Und es ist wichtig, dass man viel miteinander redet. Ich sage gerne: Ein Familienunternehmen, in dem alle Familienmitglieder mit den Mitarbeitern an einem Strang ziehen, bringt 110 Prozent Leistung. Allerdings, wenn es dahingehend nicht stimmt, dann geht es mit einem Familienunternehmen auch sehr rasch in die andere Richtung. Bei uns zum Glück ist erstes der Fall!